Kulturbedingungen


Ob eine bestimmte Pflanze bei uns gut gedeiht, hängt entscheidend von adäquaten Kulturbedingungen ab. Kakteen in einer schattigen, feuchten Umgebung zu kultivieren, ist genauso zum Scheitern verurteilt wie der Versuch, Waldbewohner an einer heißen, trockenen Südwand anzusiedeln.

Lichtverhältnisse

Lichter Schatten ist für Rhododendron und Azaleen ideal. Wenn der Boden feucht gehalten wird, können Rhododendron auch in voller Sonne stehen. Sie blühen dann meistens sogar üppiger. In lufttrockenen Gebieten sind in der Folge sowohl im Sommer als auch im Winter Sonnenbrand und Trockenschäden zu erwarten. Darüber hinaus neigen die Blüten in voller Sonne dazu auszubleichen. Lichter Schatten durch hoch ausgeastete hohe, tiefwurzelnde Gehölze ist am zweckmäßigsten. Wichtig ist vor allem ein Schutz vor der heißen Mittagssonne (11 bis 15 Uhr). Insbesondere in kalten Gegenden gedeihen Rhododendron besonders gut an der Nordseite von Gebäuden oder an einem Nordwesthang, wo sie vor kalten, austrocknenden Winden und der Wintersonne geschützt sind. Für guten Blütenansatz und kompaktes Wachstum ist aber auch hinreichend Licht notwendig. Die Anforderungen variieren von Sorte zu Sorte. Grundsätzlich gilt: großblätterige Arten und Sorten sollten schattiger, kleinblätterige hingegen eher sonnig stehen.

Winterhärte

In manchen Katalogen wird angegeben, welche Tiefsttemperaturen die einzelnen Hybriden vertragen. Solche Daten sind aber mit großer Vorsicht zu genießen. Viele Faktoren beeinflussen die Winterhärte. Pflanzen, die der Wintersonne und austrocknenden Winden im Winter ausgesetzt sind, müssen härter als angegeben sein. In extremen Lagen schützen Sie die flachen Wurzeln mit einer Mulchschicht aus Eichenblättern oder Kiefernadeln und die Blätter mit in die Erde gesteckten Fichtenzweigen oder mit Schattiergewebe. Keinesfalls darf es jedoch durch diese Maßnahmen zu einem Hitzestau kommen. Schattiergewebe schützt die Pflanze, während unter einer Kunststofffolie, egal ob schwarz oder transparent, die Pflanzen regelrecht gebraten werden. Sorgen Sie dafür, dass die Laubdecke nicht unmittelbar bis zum Stamm reicht. Dadurch verhindern Sie Rindenrisse, Pilzbefall und Schäden durch Nagetiere.

Boden

Der wichtigste Faktor zur Erzielung eines kräftiges Wachstums ist eine Erdmischung mit einem hohen Humusgehalt. Rhododendron und Azaleen benötigen sauren Boden mit einem pH-Wert von 4,5 bis 6,0. Sie gedeihen in einem feuchten, gut drainierten, humushaltigen, mit Torf oder Laubkompost angereicherten Boden am besten. Vermischen Sie den Mutterboden mit etwa der gleichen Menge an organischem Material . Bei Lehmboden sollten Sie noch groben Sand zugeben. Viele kommerzielle Vermehrer ziehen ihre Rhododendron und Azaleen in reinem Torf oder in einer 1:1 Mischung aus Torf und grobem Sand oder Perlite. Der Boden im Bereich der flachen Wurzeln der Rhododendron muss kühl und feucht aber gut drainiert gehalten werden. Elementarer Schwefel wird von Bodenbakterien langsam zu Sulfat oxidiert. Der pH-Wert wird dadurch abgesenkt. Man nimmt dazu ca. 1 Esslöffel Schwefelpulver und verteilt es im Bereich der Kronentraufe der Pflanzen, die Anzeichen von Chlorose zeigen. Benutzen Sie keine Aluminiumverbindungen zum Ansäuern; höhere Konzentrationen an Aluminiumionen sind für Pflanzen toxisch. Bedenken Sie jedoch, dass in einer Region mit kalkhaltigem Boden auch das Oberflächenwasser einen hohen pH-Wert aufweist. Eine dauerhafte Rhododendronkultur ist dann nur in erhöhten Beeten möglich. Die neue Unterlage Inkarho® soll kalktoleranter sein. Ob sich diese Unterlage langfristig bewährt, muss sich allerdings erst noch zeigen. Ein möglicher Grund für Chlorose sind Kalkauswaschungen aus frischem Beton oder Mörtel, z.B. in der Nähe von Fundamenten. Dieses Problem verringert sich von Jahr zu Jahr, wenn der Beton aushärtet. Die oben geschilderte Anwendung von Schwefel kann hier helfen.

Auswahl

Es gibt ca. 1.000 Rhododendron-Arten und ca. 12.000 Sorten. Nicht alle sind für unser Klima geeignet. Selbst von Spezialbaumschulen wird ohnehin nur ein begrenztes Sortiment angeboten. In Abhängigkeit vom vorgesehenen Standort sollten Sie folgende Kriterien berücksichtigen: Standortansprüche, Härte, Wuchscharakteristik, Blütezeit, Blütenfarbe und Duft. Kaufen Sie nur gesunde, gut aufgebaute Pflanzen ohne Rindenrisse. Nach unseren Erfahrungen sind Pflanzen mit Wurzelballen gegenüber Containerware zu bevorzugen. Pflanzen, die in Containern angezogen wurden, stoßen mit ihren Wurzeln schnell an die Topfwand. Dort werden sie umgelenkt und wachsen dann wieder nach innen. Vor allem überständige Containerware, bei der der ganze Topf mit einem Wurzelfilz gefüllt ist, sollte unbedingt vermieden werden. Solche Pflanzen bilden oft erst nach Jahren (wenn überhaupt) neue Wurzeln, die sich in das Pflanzsubstrat erstrecken. Leider wird heute, vor allem in Baumärkten, meistens nur noch Containerware angeboten. Wenn man Glück hat, findet man dort manchmal erstaunlich gute Pflanzen zu sehr günstigen Preisen.

Pflanzung

Weil die Wurzeln sehr oberflächennah wachsen, braucht ein Pflanzbeet für Rhododendron oder Azaleen nicht tiefer als 30 cm vorbereitet zu werden. Zu tiefes Pflanzen oder zu viel Mulch verhindern, dass an die Wurzeln ausreichend Luft kommt. Am besten werden Rhododendron ca. 3 cm tiefer eingesetzt, als sie in der Anzucht gestanden haben. Ideal ist ein kleiner Wall etwas außerhalb der Kronentraufe, wodurch Gieß- und Regenwasser zu den Wurzeln geleitet wird. Pflanzen mit Wurzelballen können sogar in voller Blüte verpflanzt werden. Es ist aber besser, sie im Frühjahr (März bis Mai) oder im Herbst (Anfang September bis Mitte November) zu verpflanzen. Bei Herbstpflanzung kann es jedoch vorkommen, dass die Pflanzen durch Frosteinwirkung angehoben werden und so den Bodenschluss verlieren.

Im Gegensatz zu vielen anderen Pflanzen können die flach wurzlnden Rhododendron bis ins hohe Alter relativ problemlos verpflanzt werden. Will man eine große Pflanze verpflanzen, dann sollte man schrittweise vorgehen. Zuerst muss ein fester Wurzelballen aufgebaut werden, indem man die Wurzeln etwa ein Jahr vor der Umpflanzaktion beschneidet. Man sticht dazu mit einem Spaten die Wurzeln kreisförmig um den Stamm ab. Der Radius beträgt normalerweise gut die Hälfte des Kronentraufenradius. Am besten wird die Pflanze während der Wachstumsruhe (wenn der Boden nicht gefroren ist) verpflanzt. Beim Verpflanzen müssen Vorkehrungen getroffen werden, dass der Wurzelballen nicht auseinander fällt. Binden Sie den Ballen mit einem Ballentuch oder mit Drahtgewebe zusammen. Wenn die Pflanzen nur über eine kurze Strecke bewegt werden sollen, kann man sie auf eine stabile Folie stellen und zum neuen Pflanzort ziehen. Wir haben so bereits viele ca. 2m hohe Pflanzen ohne Maschineneinsatz verpflanzt. Durch leichtes Beschneiden der Pflanze sorgt man für die richtige Balance zwischen Wurzeln und oberirdischen Teilen. Drastischer Rückschnitt im Herbst ist aber nicht zu empfehlen, weil dann die Pflanze zu neuem Austrieb angeregt wird, der dann nicht ausreifen kann und im Winter sofort erfriert. Im Prinzip ist aber ein Rückschnitt um 1/3 bis 1/2 für die meisten Rhododendron völlig unproblematisch.

Düngung

Düngen Sie beim Pflanzen nicht indem Sie Dünger dem Pflanzsubstrat beimischen. Dies könnte die Wurzeln schädigen. Rhododendron haben ein sehr flaches aber dichtes Wurzelwerk. Sie sind daher nicht in der Lage, ihre Nahrung aus tieferen Bodenschichten zu holen. Der Bereich des Wurzelballens verarmt sehr bald an Nährstoffen. Spätestens wenn eine Pflanze schwach oder krank aussieht, muss ausreichend mit einem stickstoffbetonten (saueren) Dünger, entweder auf mineralischer oder auf organischer Basis gedüngt werden. Rhododendron und Azaleen brauchen von April bis Oktober eine langsamfließende, gleichmäßig dosierte Nahrungszufuhr, die alle für das Wachstum nötigen Nährstoffe enthält. Die Düngung erfolgt am besten mit einem Langzeitdünger wie z.B. 'Nitrophoska stabil 'oder 'Entec' (ca. 120-150g/qm bei älteren Pflanzen; bei jüngeren Pflanzen wird etwa die Hälfte bis 2/3 der angegebenen Menge gegeben).Der beste Zeitpunkt ist der Beginn der Wachstumssaison (März-April). Eine zusätzliche Gabe von Hornspänen (ca. 70 - 90 g/qm) hat sich bei uns gut bewährt. Zwerg-Rhododendron und Japanische Azaleen benötigen für ihre Ernährung nur die Hälfte der angegebenen Mengen. Selbstverständlich kann man auch die (meist teueren) sogenannten Spezialdünger (Rhododendron- oder Azaleendünger) verwenden. Der Dünger soll kreisförmig um die Pflanze gegeben werden. Der unmittelbare Bereich um den Wurzelhals ist unbedingt frei zu lassen. Wässern Sie ausreichend, damit der Dünger von der Pflanze aufgenommen werden kann. Gekörnte Dünger können bei trockener Witterung gut übers Laub gestreut werden. Neben der Arbeitsersparnis sorgt dieses Verfahren auch für eine gleichmäßige Verteilung des Düngers. Die Düngerkörner perlen ähnlich wie Regentropfen von den Blättern ab. Genau in dem Bereich, wo Regen von den Pflanzen abtropft, befinden sich auch die meisten Saugwurzeln. Der Dünger kann also optimal verwertet werden. Es hat sich bei uns bewährt, nach der Düngung mit einem Laubsauger (auf "Blasen" umgestellt) die wenigen auf den Blättern liegen gebliebenen Düngerkörnchen abzublasen. Der gleich Zweck wird auch durch leichtes Schütteln erreicht. Blattschäden durch Mineralischen Dünger haben wir bislang nicht beobachtet. Hingegen führen Hornspäne und Guano zu Blattverbrennungen. Diese Dünger müssen also unmittelbar auf dem Boden verteilt werden.

Nur richtig ernährte Rhododendron entwickeln eine schöne tiefgrüne, dichte Belaubung und blühen in jedem Jahr reich.

Besonders nach langen Regenperioden empfiehlt sich eine Nachdüngung Ende Juni / Anfang Juli, z.B. mit Nitrophoska spezial (30 - 50 g/qm - je nach Größe der Pflanze). Eine spätere Düngung (nach Juli) ist zu unterlassen. Bis zum Wintereinbruch können die neu gebildeten Triebe dann nicht hinreichend ausreifen und erfrieren.

Ist Ihr Boden zu alkalisch, so muss der pH-Wert abgesenkt werden. Zum Ansäuern ist Schwefelblume (pulverisierter Schwefel - ca. 1 Esslöffel/Pflanze) geeignet. Benutzen Sie kein Aluminiumsulfat (Aluminiumionen sind phytotoxisch). Phosphat fördert den Blütenknospenansatz. Falls Phosphatmangel vorliegt (was bei Gartenböden selten vorkommt), ist Superphosphat am besten. In diesem Fall streut man im Wurzelbereich jeder Pflanze ca. einen Esslöffel trockenes Superphosphat.

Wenn sich bei extremer Hitze oder Kälte die Blätter einrollen, dann ist dies kein Grund zur Besorgnis. Das ist normal und wird sofort wieder aufhören, wenn die Temperatur sich normalisiert. Vermeiden Sie aber auf jeden Fall, dass das Wurzelwerk vollständig austrocknet. Dies könnte sowohl bei kaltem oder heißem Wetter ein ernstes Problem werden. Wässern kann daher sowohl im Sommer als auch im Winter notwendig sein.

Begleitpflanzen

Pflanzen Sie keine anderen Gewächse unmittelbar im Bereich der flachen Wurzeln von Rhododendron und Azaleen. Eine solche Bepflanzung würde die Wurzeln schädigen. Halten Sie stattdessen die Wurzeln kühl und feucht mit einer permanenten Mulchdecke um die Feuchtigkeit zu speichern und um Unkrautwuchs zu hemmen.

Mulchen

Der Boden im Bereich der flachen Wurzeln von Rhododendron muss stets feucht und kühl aber gut drainiert sein. Dazu bedecken Sie ihn ganzjährig mit einer 5-10 cm dicken Schicht aus Eichenblättern, Nadelholzrinde, Kiefernadeln oder anderem lockeren organischen Material. Rasenschnitt  darf nur sehr dünn ausgebracht werden. Dickere Schichten bilden schleimige, dichte Massen und behindern den Gasaustausch. Verwenden Sie auf keinen Fall Schnittmaterial, das bereits Samen angesetzt hat. Nehmen Sie kein Sägmehl! Das zieht Dickmaulrüssler zur Eiablage an und bindet viel Stickstoff. Auch im Winter schützt eine solche Schicht die Wurzeln vor Frost-Tau-Zyklen, die dazu führen, dass die Pflanzen aus dem Boden gehoben werden. Sorgen Sie aber dafür, dass die Mulchschicht nicht unmittelbar bis zum Stamm reicht. Rindenrisse, Pilzbefall und Schäden durch Nagetiere wären sonst die Folge. Torf zieht Feuchtigkeit aus dem Boden statt sie dort zu halten und ist deshalb als Mulchmaterial ungeeignet.

Schnitt

Echte Schnittmaßnahmen sind selten erforderlich. Wenn jedoch ein Schnitt durchgeführt werden muss, dann möglichst unmittelbar nach der Blüte oder noch besser vorher, wobei natürlich die Blüte für dieses Jahr verloren geht. Schneiden Sie die toten, kranken oder beschädigten Zweige aus. Unansehnlich gewordene Pflanzen mit langen, blattlosen Ästen können durch Rückschnitt bis in Bodennähe zu neuem Wachstum angeregt werden. Ein Schnitt im Herbst ist nicht empfehlenswert, weil die Pflanzen eventuell zu sofortigem neuen Austrieb angeregt werden. Will man gut verzweigte Pflanzen, dann bricht man (insbesondere bei jungen Pflanzen) die endständigen Blattknospen aus. An diesen Stellen werden sich dann jeweils mehrere neue Blattknospen bilden.

Bei Bedarf können Sie tief zurückschneiden. Die übliche Schnittregel besagt, jährlich nur jeweils 1/3 des gesamten geplanten Rückschnitts vorzunehmen. Diese Methode hat den Nachteil, dass auch der Neuaustrieb des unbeschnittenen Teils der Pflanze angeregt wird. Im Allgemeinen wird ein Schnitt durchgeführt, um die Höhe und Breite einer Pflanze zu steuern. Achten Sie jedoch bereits bei von Auswahl der Rhododendron und Azaleen auf deren endgültige Größe. Pflanzen, die zu einem sehr sparrigen Wuchs neigen, kann man auch dadurch etwas erziehen, dass man den neuen Austrieb etwa auf die Hälfte einkürzt. Es sollten mindestens noch eine oder zwei Blattrosetten stehen bleiben. Es gibt jedoch Sorten und Arten, die von Natur aus sparrig und baumartig wachsen. Diese kann man auf Dauer nur schwer in Form halten. In eine waldige Umgebung fügen sich solche bizarren Pflanzengestalten hervorragend ein. Wenn Sie Wert auf einen geschlossenen, halbkugelförmigen Wuchs legen, sollten Sie z.B. yakushimanum-Hybriden wählen.

Radikaler Rückschnitt ist bei Rhododendron und Azaleen (abhängig von der Sorte/Art) meist problemlos möglich. Eine gesunde Pflanze kann bis zum Boden zurückgenommen werden und wird normalerweise wieder austreiben. Rhododendron und Azaleen haben unter der Rinde schlafende Knospen, die nach rigorosem Rückschnitt austreiben. Nach dem Schnitt kann man mit einem Fungizid eine Infektion verhindern.

Denken Sie daran: Alle Rhododendron bis auf Rh. camtschaticum blühen am zweijährigen Holz!

Maßnahmen zur Gesunderhaltung

Es ist wichtig, alles kranke Material zu entfernen. Tote und absterbende Pflanzenteile können Pilzsporen und Schadinsekten beherbergen. Schnittgut sollte ebenfalls entfernt werden. Für einen maximalen Blütenansatz und aus optischen Gründen sollten Sie die Blütenstände nach dem Abblühen ausbrechen. Für jede Pflanze gibt es dafür einen optimalen Zeitpunkt. Dazu umfasst man die Samenstände mit Daumen und Zeigefinger und bricht diese mit einer leicht drehenden Bewegung ab. Es muss darauf geachtet werden, dass die an der Basis sich bildenden neuen Triebe nicht beschädigt oder abgebrochen werden.