Wer wäre nicht fasziniert von der üppigen, geradezu barocken Pracht blühender Magnolienbäume? Kaum zu glauben, dass Magnolien einer uralten Pflanzenfamilie angehören, deren Entwicklungsbeginn wohl schon über 100 Millionen Jahre zurückliegt. Sie stehen damit am Anfang der stammesgeschichtlichen Entwicklung der Bedecktsamer und sind auch deren Namensgeber (Magnoliopsida). In vielen Gärten findet man lediglich Magnolia x soulangeana, wobei die in alten Villengärten zu bewundernden knorrigen Exemplare zur Blüte ein grandioses Bild abgeben. Daneben findet man höchstens noch Magnolia stellata, Magnolia liliiflora und Sorten davon. Weitere Arten oder deren Hybriden sind leider kaum verbreitet. Das ist schade, denn besonders in letzter Zeit sind viele wunderbare neue Sorten bekannt geworden. Vorwiegend sind dies neuseeländische Züchtungen, die zwar nicht überall, aber zumindest in Spezialbaumschulen (siehe Linkseite) erhältlich sind. Jeder Gärtner in unseren Breiten wartet nach tristem Winter-Grau sehnsüchtig auf die ersten Blüten. Da kommen Magnolien mit ihren spektakulären Blüten gerade recht. Der Vorteil der frühen Blüte ist gleichzeitig ihr größtes Handicap. Jedes Jahr steht deshalb erneut die spannende Frage im Raum: fällt die Blüte diesmal in eine frostfreie Periode? Die Hoffnung stirbt zuletzt! Die Chance Magnolien-Blüte zu sehen erhöht sich allerdings, wenn man verschiedene Sorten und Arten mit unterschiedlicher Blütezeit pflanzt. Unsere Magnolienkollektion deckt einen Blütenzeitraum von April bis Juli ab. Auf die wohl schönste Art, Magnolia campbellii, haben wir bewusst verzichtet. Sie blüht leider besonders früh und auch ihr Holz ist für unser Klima nicht hart genug. Auf den Britischen Inseln findet man hingegen in alten Parks beeindruckende, riesige Exemplare. Manche der neueren Hybriden aus Neuseeland haben im Aussehen, nicht aber in der Empfindlichkeit, viel von Magnolia campbellii geerbt. Sie kommen damit der unbeschreiblichen Eleganz dieser Art schon recht nahe.

Leider sind manche unserer Magnolien noch recht jung und haben dementsprechend bislang noch nicht geblüht. Dazu gehören z. B. 'Ian's red' und 'R-20-1' (Magnolia sieboldii x Magnolia macrophylla). Erstere hat im Sommer/Herbst 2015 viele Knospen angesetzt. Wir warten ungeduldig auf die ersten Blüten. Die hexaploide Magnolia sieboldii 'Colossus', in allen Teilen größer als die Art, blüht unermüdlich bis in den Herbst hinein. Die Freude an den strahlend weißen, herrlich duftenden Blüten wird leider etwas getrübt durch die unansehnlichen verwelkten Blütenstände.

Purple Globe soll ein Schwestersämling von 'Star Wars' sein aber mit intensiverer Färbung. Andere Quellen zufolge ist diese Sorte eine Kreuzung von Magnolia liliiflora 'Nigra' x Magnolia x veitchii bzw. von Magnolia x soulangeana 'Rustica Rubra' x Magnolia 'Iolanthe'. Die ersten Blüten 2009 ließen keine Verbesserung gegenüber 'Star Wars' erkennen. 2014 allerdings kehrte sich das Bild um.

Magnolia sprengeri 'Eric Savill' hat seltsam "zerknitterte" Blütenblätter. Irgendwie gelingt es nicht, ihre einzigartige Schönheit und den besonderen Farbeindruck auf Bilder zu bannen. Zu unserer großen Überraschung waren aber die wundervollen Blüten im Jahr 2015 vollkommen glatt gebügelt 'Black Tulip' mit relativ kleinen, beinahe kugelrunden Blüten und 'Genie' sind zwei vielversprechende neue neuseeländische Magnoliensorten mit sehr dunklen Blüten.

Bisweilen erhält man auch in renommierten Baumschulen Pflanzen, die ganz offensichtlich falsch ausgezeichnet sind. So sind auch wir zu zwei Magnolien gekommen, die wir bisher noch nicht eindeutig bestimmen konnten. Eine Pflanze, deren Blüte nebenstehend abgebildet ist, haben wir als 'Yellow River' gekauft. Nach unserer Auffassung könnte es sich dabei um 'Double Diamond' handeln.

Der eigenartige Wuchs von 'Frank's Masterpiece' mit hängenden Ästen, welche an der Spitze wieder nach oben wachsen, wird in der Literatur euphemistisch als "abweichend" beschrieben. Die schalenförmigen, zweifarbigen Blüten dieser Magnolie - innen weiß, außen purpur - sind allerdings wirklich beeindruckend, weshalb ihre Pflanzung trotzdem wärmstens empfohlen werden kann. Überdies ist der Baum hier völlig winterhart.

Die Winterhärte von 'Vulcan' gilt als gering. Bei uns hat der gleichmäßig gewachsene Baum noch keinerlei Schäden erlitten. Die ersten Blüten 2015 waren in Form, Größe und Farbintensität sehr beeindruckend. Ganz neu auf dem Markt ist die Sorte 'Cleopatra'. Auch wenn es angebracht ist, überschwängliche Werbeaussagen mit Vorsicht zu genießen, hier scheint dem Züchter wirklich ein großer Wurf gelungen zu sein. Bereits die erste Blüte war von erstaunlicher Substanz und Farbintensität. Was wird uns wohl noch alles an Aufsehen erregenden Neuheiten blühen?

Von Magnolia x soulangeana, der am häufigsten in unseren Gärten anzutreffenden robusten Standardmagnolie (1. Bild), gibt es eine Vielzahl von Selektionen, z. B. 'Rustica Rubra' (2. und 3. Bild) und 'Lennei' (Bild rechts). Sie bilden den Grundstock unserer Magnoliensammlung. Letztere wäre zweifelsohne eine der schönsten Magnolien, wäre da nicht ihr eigensinniger Wuchs, der sich keinen noch so gut gemeinten Schnittmaßnahmen beugt. Maßnahmen zur Aufastung beantwortet dieser Baum mit einem noch ausgeprägteren Hängewuchs. Man sollte diese Sorte besser Hänge- oder Trauermagnolie nennen.

Den etwas besseren Aufbau hat 'Rustica Rubra'. Allerdings sind die Blüten kleiner und die Tepalen nicht ganz so fleischig. Auch ist der Farbkontrast zwischen der Innen- und Außenseite der Blütenblätter weniger ausgeprägt.

Zu der Gruppe von Gresham-Hybriden, die der Züchter selbst als "Schlanke Brünette" bezeichnet hat, gehört 'Heaven Scent' (Bild links). Die schwach nach Honig duftenden Blüten sind vasenförmig. Es hat den Anschein, dass diese Sorte in der Blüte ganz leichten Frost erträgt. Leider sind die Magnolien des kalifornischen Züchters D. Todd Gresham mit dem Aufkommen der spektakulären neuseeländischen Züchtungen von Oswald Blumhardt, Ian Baldick, Vance Hooper sowie von Felix und Mark Jury etwas ins Hintertreffen geraten.

Der Klon 'Nigra' von Magnolia liliiflora hat sehr dunkle Blüten, die auch noch reichlich während des Sommers erscheinen. Die '8 Little Girls' sind De Vos-Kosar-Hybriden. Zu diesen zählt in unserem Garten auch die reichblütige Sorte 'Susan'.

Noch relativ wenig geläufig sind gelbe Magnolien. Die gelbe Farbe geht auf Magnolia acuminata zurück. Der Vorteil der späten Blüte wird bei den meisten Sorten allerdings dadurch erkauft, dass die Blätter zur Blütezeit entweder schon voll ausgebildet oder doch zumindest am Entfalten sind. Weil sich Gelb gegenüber dem hellen Grün des Laubs kaum abhebt, wäre deshalb die Blüte vor dem Blattaustrieb wünschenswert. Für dieses Verhalten gibt es im Deutschen im Gegensatz zum Angelsächsischen keinen gängigen Begriff. Mit der üblichen Übersetzung von 'precocious', nämlich 'altklug', 'frühreif' und 'frühzeitig' werden wir wohl nicht wirklich glücklich. Viele Sorten weisen ein eher blasses Gelb auf. Mit die intensivste Färbung hat die Sorte 'Yellow Bird' (Bild oben), die nach dem Blattaustrieb über einen langen Zeitraum blüht. Die Blüten von 'Ivory Chalice' (Bild rechts) sind cremeweiß mit grünlichem Einschlag. Der lockere Habitus und das hellgrüne Laub verleihen dem Baum hohe Transparenz.


Fast weiß ist die von Jury in Neuseeland gezüchtete 'Lotus', ein Schwesternsämling von 'Athene'. Diese Züchtung beeindruckt bereits im Winter durch riesige, behaarte Blütenknospen. Wirklich rein weiß hingegen ist die überreich blühende 'Lennei alba', die es bei uns leider immer wieder schafft, als Blütezeitpunkt sich Tage mit Spätfrost auszusuchen.

Der unbeschreiblichen Eleganz von Magnolia campbellii kommt 'Star Wars', eine von Blumhardt in Neuseeland gezüchtete Hybride, schon recht nahe. Die beeindruckende Blüte wird unterstützt durch den harmonischen Aufbau des erstaunlich robusten Baums. Ein weiterer Vorteil dieser Sorte liegt in der sich über einen langen Zeitraum erstreckenden Blütezeit. Selbst wenn einige Blüten durch Frost geschädigt werden, sind immer noch ausreichend viele Knospen vorhanden, welche der Witterung ein Schnippchen schlagen können.

Magnolia tripetala ist eine sehr robuste nordamerikanische Magnolienart. Mit seinen riesigen Blättern wirkt der majestätische Baum außerordentlich exotisch. Die weißen, papieren aussehenden Blüten wären nicht besonders auffällig, würden sie nicht einen penetranten, leider wenig angenehmen Duft verströmen. Zierend sind jedoch im Herbst auch die rot leuchtenden, walzenförmigen Fruchtstände.

Magnolia obovata = Magnolia hypoleuca hat im Herbst 2004 bei einem vorzeitigen Wintereinbruch einen herben Rückschlag erlitten. Die riesigen Blätter waren zu diesem Zeitpunkt leider noch grün und fest an den Zweigen verankert. Der Leittrieb hielt der enormen Schneelast nicht stand und brach aus. Es hat Jahre gedauert, bis sich der Baum etwas erholt hat. Noch immer sind die Schäden nicht vollständig verheilt.

Ebenfalls baumförmigen Wuchs weist Magnolia officinalis var. biloba auf. Diese Art ist nahe verwandt mit Magnolia obovata. Ihre Blätter sind ähnlich groß. Manche sind an der Spitze deutlich eingekerbt (zweilappig). Ihre Blüten, die denen von Magnolia obovata sehr ähnlich sind, erscheinen bereits mit dem Laubaustrieb. In China wird der Baum als Heilpflanze kultiviert. Daher rührt auch das Epitheton officinalis.

Magnolia grandiflora ist eine immergrüne, sommerblühende nordamerikanische Magnolienart mit duftenden Blüten. Die amerikanische Bezeichnung "southern magnolia" weist auf ihre Herkunft aus den südöstlichen Staaten der USA hin. Diese Art verträgt durchaus tiefe Wintertemperaturen, allerdings nur dann, wenn das Holz in warmen Sommern gut ausreifen kann. Die Sorte 'Kay Parris' soll sogar im Baltikum winterhart sein. Deshalb haben wir uns für einen Versuch hier in "Pfälzisch Sibirien" entschlossen. Die ersten Blüten waren schon mal vielversprechend. Die Nicht-Winter 2013/2014 hat das Gehölz jedenfalls ohne jeden Schaden überstanden

Zwar keine Magnolie aber zur Familie Magnoliaceae gehörend ist der Tulpenbaum, Liriodendron tulipifera. Dieser Baum kann sehr hoch werden. Die leuchtend gelbe Herbstfärbung ist beeindruckend, ebenso wie die außergewöhnliche Blattform. Leider sind die wunderschönen Blüten meistens im oberen Teil des Baums zu finden und fallen mit ihrer gelbgrünen Farbe im Blattwerk kaum auf.